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Ein ganz besonderer Coachee – 12 Monate aus einer anderen Perspektive.

Aktualisiert: 17. Nov. 2020


Wie wichtig es ist, in Coachinggesprächen eine Beziehung zum Coachee aufzubauen, muss ich nicht weiter erläutern. Aber was, wenn dein Coachee sich anfänglich nur nonverbal ausdrücken kann? Shit, dabei nutze ich so gern den Small Talk, um mehr über ihn oder sie zu erfahren. Schließlich ist der Coachee Experte seiner Welt und erklärt sie mir im Gespräch. Schwierig, wenn sich diese Art der Kommunikation vorerst auf Mimik, Gestik und ein paar unverständliche Laute beschränkt.


Dennoch, die Erwartungshaltung war klar! Du Nico wirst mir bei meiner Entwicklung behilflich sein! OK, challange accepted. Los gehts also. Wie heißt es so schön? Immer erst auf den Augenkontakt warten, bevor das Coaching beginnt. In diesem Fall bedeutete es „runter auf den Boden“! Bei 54 cm Körpergröße, war unser kommunikativer Resonanzraum schnell gefunden – die Krabbelmatte im Wohnzimmer sollte von nun an unser Entwicklungsforum sein.


Um eine Beziehung aufzubauen, mache ich meinen Kunden gegenüber klar, wie mutig und wertvoll es ist, sich eigenmotiviert auf ein unbekanntes Setting wie ein Coaching einzulassen. Zudem noch Zeit zu investieren, Wege auf sich zu nehmen und eigene Gedanken mit mir zu teilen, ist nicht selbstverständlich. Diesen Part konnte ich in dem Fall getrost überspringen. Hatte er quasi keine andere Wahl! Dennoch war ich auch hier gefordert, mir zuerst das Vertrauen zu erarbeiten.


So vergingen Wochen und Monate. Wir bauten eine vertrauensvolle Beziehung zueinander auf, lernten unsere Grenzen kennen, reflektierten unser Verhalten und passten unsere Kommunikation stetig an. Mit der Zeit war er bereit seine Neugier mit mir zu teilen. Wenn er Angst verspürte, schien ich für ihn ein sicherer Rückzugsort und Bezugsperson geworden zu sein. Oftmals aber reichte es ihm völlig aus, wenn wir gemeinsam nur durch das Fenster schauten, um das Umfeld ganz genau und ohne Worte zu beobachten.


Beobachten aus einer Perspektive, die ich unter normalen Umständen nicht mehr so bewusst eingenommen hätte. Das war es also, was mein Sohn mir in seinem ersten Lebensjahr vor Augen geführt hat. Dinge nochmal ganz neu zu betrachten. Wie als würde ich sie zum ersten Mal sehen, um gemeinsam herausfinden, was helfen kann und was nicht. Am Ende war der Prozess ähnlich wie mit meinen Kunden. Wir haben Dinge beobachtet, Annahmen getroffen, Hypothesen entwickelt und Handlungsstränge abgeleitet und konkretisiert, die ihm in seiner Entwicklung helfen sollten. Klar, er hat jetzt nicht wirklich an der Diskussion teilgenommen, aber er hat uns unmissverständlich gezeigt oder spüren lassen, wenn wir Veränderungen herbeigeführt haben, die er überhaupt nicht als hilfreich empfand.


Es gibt diverse Gründe für einen Coachingbedarf aber alle folgen letztlich einem Ziel – die Veränderung des Gegenwärtigen. Wir gehen in den Dialog, um gemeinsam die Ursachen herauszuarbeiten, die uns heute das Gefühl einer Beeinträchtigung vermitteln oder uns an der eigenen Entwicklung hindern. Von einem Dialog mit meinem Sohn bin ich noch etwas entfernt, aber eines steht fest. Dieser kleine Mann hat mich inspiriert alltägliche Dinge wieder neu zu sehen. Eine Sichtweise die ich von nun an wieder mehr in meinem Arbeitsalltag und meine Gespräche mit Kunden einfließen lasse.


Welche Erfahrungen habt ihr mit Coachings gemacht? Teilt sie gern mit mir. Kommt natürlich auch sonst gern auf mich zu, wenn ihr Anliegen habt, über die ihr mit mir in den Dialog gehen wollt.


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